
Neulich auf einer Geburtstagsfeier zum Beispiel flehte mich dieser sympathische Gast an, auf sein Handy aufzupassen. Er würde es sonst alle fünf Minuten anstarren, es sei eine Sucht! Er habe bereits ein Detox-Retreat gemacht, um die Sucht zu überwinden, aber es habe überhaupt nichts genützt. Die Leiterin des Retreats habe ihm das Handy nicht abnehmen wollen, sondern darauf bestanden, dass er selbst Verantwortung übernehmen müsse. Er sei verzweifelt. Ich versicherte ihm, das sei gar kein Problem, er solle die Party genießen und sein Handy vergessen. Dann legte ich es vor mich auf den Tisch und deckte es mit einer Serviette zu, damit er es nicht mehr sehen musste.

Neulich auf einer Geburtstagsfeier zum Beispiel flehte mich dieser sympathische Gast an, auf sein Handy aufzupassen. Er würde es sonst alle fünf Minuten anstarren, es sei eine Sucht! Er habe bereits ein Detox-Retreat gemacht, um die Sucht zu überwinden, aber es habe überhaupt nichts genützt. Die Leiterin des Retreats habe ihm das Handy nicht abnehmen wollen, sondern darauf bestanden, dass er selbst Verantwortung übernehmen müsse. Er sei verzweifelt. Ich versicherte ihm, das sei gar kein Problem, er solle die Party genießen und sein Handy vergessen. Dann legte ich es vor mich auf den Tisch und deckte es mit einer Serviette zu, damit er es nicht mehr sehen musste.

Der Abend schritt fort und allerhand Geschenke wurden ausgepackt. Es wurde angestoßen, getanzt, auf dem Tisch sammelten sich Geschenkpapier-Berge, Geschirr, Gläser und Blumen. Als ich gegangen bin, dachte ich nicht mehr an das Handy, und Martin, der süchtige Gast, tanzte irgendwo im Gewühl. Zwischendurch haben dann wohl die Kellner den Tisch aufgeräumt. Als Martin gehen wollte, war sein Handy verschwunden und tauchte auch nicht wieder auf. Ob es versehentlich im Müll gelandet ist oder geklaut wurde, war nicht mehr festzustellen — auf jeden Fall war nun der Weg gebahnt für einen echten Detox-Moment: Kontakte weg, Termine verloren, komplette Unerreichbarkeit. Was ein teures Retreat nicht geschafft hatte, konnte Martin mit meiner Hilfe ganz umsonst erfahren. Womöglich bin ich eine Art Medium? Es ist nämlich nicht die erste Situation, in der ich so erfolgreich geholfen habe.

Schon während meiner Zeit mit Jo, einem genialen Musiker mit fataler Alltags-Bewältigungsschwäche (ABS), stellte ich meine Begabung unter Beweis. Jo litt so extrem unter ABS, dass er um sich herum eine ganze Armee hilfsbereiter Freunde und Freundinnen versammelt hatte, aber er konnte sich nicht immer aussuchen, wer gerade erreichbar war. So rief er mich eines Morgens in Allerherrgottsfrühe vom Flughafen Schönefeld an, mit der verzweifelten Bitte, sein Auto umzuparken. Er sei so spät für seinen Flug gewesen, dass er es praktisch vor dem Rollfeld mit laufender Warnblinkanlage hatte stehen lassen. Er beschrieb mir den Weg zu einem Platz, wo der Wagen problemlos umsonst stehen könne. Außerdem solle ich mir kreativ überlegen, den Schlüssel zu verstecken, damit er das Auto nach seiner Rückkehr direkt wieder verwenden könne. Von dem Schlüssel habe er allerdings nur dieses letzte Exemplar, alle anderen habe er verloren.

Ich machte mich auf den Weg zum Flughafen, wo ich ein offenes Auto vorfand, Schlüssel und Papiere lagen im Kofferraum. Auf dem Weg zu diesem angeblich kostenfreien Parkplatz verfuhr ich mich und stellte das Auto schließlich im Parkverbot ab, wie sich später herausstellte. Es war aber wirklich schwer zu erkennen. Nun war noch der Schlüssel kreativ zu verstecken. Ich beschloss, Jos eigene Kreativität einfach zu imitieren und den Schlüssel in den Kofferraum zu legen. Auf dem elektronischen Schlüssel waren schließlich drei Bilder zu sehen: ein offenes Schloß, ein geschlossenes, und ein offen stehender Kofferraum. Als Fahrerin von Elektroautos machte ich mir darauf meinen eigenen Reim: der Kofferraum schien eine Extra-Schließfunktion zu haben. Ich würde also das vordere Auto verschließen und den hinteren Kofferraum offen lassen. Während ich die Klappe zuwarf, beschlichen mich kurz Zweifel, aber da war es schon zu spät. Das Auto war verschlossen, und zwar überall.

Der ADAC musste her. Ich war zwar kein Mitglied und Jo auch nicht, aber glücklicherweise war es auch gar nicht sein Auto. Die Besitzerin musste ihr Einverständnis für die Öffnung erklären und ich 250€ zahlen, als eine halbe Stunde später der erste ADAC-Mensch am Ort des Geschehens eintraf. Es sollte nicht der letzte bleiben. Das Auto besaß nicht etwa nur eine Zentralverrieglung — es war eine Blockverrieglung! Eine, die keineswegs alle Türen freigab, wenn man von innen eine öffnete. Der ADAC-Monteur fing an, auf seinem Laptop die Bedienungsanleitung von VW zu lesen. Eine Stunde später gesellte sich ein Spezialist für Blockverrieglungen dazu. Die Angel, mit der sie die Fahrertür von innen hatten öffnen wollen, ragte aus dem Fahrzeug. Sie hatte sich verkeilt und kam nicht wieder heraus. Irgendwann schafften sie es zumindest, die Motorhaube zu öffnen. Dann versuchten sie das Auto elektronisch zu überlisten, indem sie simulierten, dass der Zündschlüssel steckte — doch das Auto war nicht blöd. Es wusste genau, dass kein Schlüssel steckte, und blieb Fort Knox. Selbst ein dritter ADAC-Monteur, der zur Hilfe gerufen wurde, konnte daran nichts ändern. Dafür rief die ADAC-Zentrale irgendwann bei mir an, wo eigentlich all ihre Monteure geblieben wären, es ginge niemand mehr an sein Handy?


Der Abend schritt fort und allerhand Geschenke wurden ausgepackt. Es wurde angestoßen, getanzt, auf dem Tisch sammelten sich Geschenkpapier-Berge, Geschirr, Gläser und Blumen. Als ich gegangen bin, dachte ich nicht mehr an das Handy, und Martin, der süchtige Gast, tanzte irgendwo im Gewühl. Zwischendurch haben dann wohl die Kellner den Tisch aufgeräumt. Als Martin gehen wollte, war sein Handy verschwunden und tauchte auch nicht wieder auf. Ob es versehentlich im Müll gelandet ist oder geklaut wurde, war nicht mehr festzustellen — auf jeden Fall war nun der Weg gebahnt für einen echten Detox-Moment: Kontakte weg, Termine verloren, komplette Unerreichbarkeit. Was ein teures Retreat nicht geschafft hatte, konnte Martin mit meiner Hilfe ganz umsonst erfahren. Womöglich bin ich eine Art Medium? Es ist nämlich nicht die erste Situation, in der ich so erfolgreich geholfen habe.
Gegen Einbruch der Dunkelheit gaben sie es auf und schleppten das Auto ab — im Parkverbot konnte es nicht stehen bleiben, schon gar nicht mit herausragender Angel. Sie brachten es an einen Ort irgendwo in Brandenburg, von dem ich noch nie etwas gehört hatte. Jo bekam eine Rechnung über 1500 Euro und musste es aus der Einöde wieder einsammeln.
Wenn Jo diese Geschichte erzählt, sagt er immer, ich hätte es geschafft, eine Situation, die schon schlimm gewesen ist, noch schlimmer zu machen. Ich finde ja, da ist er nicht ganz gerecht. Vielmehr habe ich eine ausweglose Lage in eine win-win Situation verwandelt: Jo hat seitdem nie wieder ein Auto irgendwo stehen lassen, wo es nicht hätte stehen bleiben können. Mich wiederum hat nach dieser Geschichte niemand mehr im Morgengrauen mit irgendwelchen Katastrophenszenarien angerufen. Nachhaltiger hätte man das Problem wirklich nicht lösen können.


Schon während meiner Zeit mit Jo, einem genialen Musiker mit fataler Alltags-Bewältigungsschwäche (ABS), stellte ich meine Begabung unter Beweis. Jo litt so extrem unter ABS, dass er um sich herum eine ganze Armee hilfsbereiter Freunde und Freundinnen versammelt hatte, aber er konnte sich nicht immer aussuchen, wer gerade erreichbar war. So rief er mich eines Morgens in Allerherrgottsfrühe vom Flughafen Schönefeld an, mit der verzweifelten Bitte, sein Auto umzuparken. Er sei so spät für seinen Flug gewesen, dass er es praktisch vor dem Rollfeld mit laufender Warnblinkanlage hatte stehen lassen. Dann beschrieb er mir den Weg zu einem Platz, wo der Wagen problemlos umsonst stehen könne. Außerdem solle ich kreativ überlegen, den Schlüssel zu verstecken, damit er das Auto nach seiner Rückkehr direkt wieder verwenden könne. Von dem Schlüssel habe er allerdings nur dieses letzte Exemplar, alle anderen habe er verloren.

Ich machte mich auf den Weg zum Flughafen, wo ich ein offenes Auto vorfand, Schlüssel und Papiere lagen im Kofferraum. Auf dem Weg zu diesem angeblich kostenfreien Parkplatz verfuhr ich mich und stellte das Auto schließlich im Parkverbot ab, wie sich später herausstellte. Es war aber wirklich schwer zu erkennen. Nun war noch der Schlüssel kreativ zu verstecken. Ich beschloss, Jos eigene Kreativität einfach zu imitieren und den Schlüssel in den Kofferraum zu legen. Auf dem elektronischen Schlüssel waren schließlich drei Bilder zu sehen: ein offenes Schloß, ein geschlossenes, und ein offen stehender Kofferraum. Als Fahrerin von Elektroautos machte ich mir darauf meinen eigenen Reim: der Kofferraum schien eine Extra-Schließfunktion zu haben. Ich würde also das vordere Auto verschließen und den hinteren Kofferraum offen lassen. Während ich die Klappe zuwarf, beschlichen mich kurz Zweifel, aber da war es schon zu spät. Das Auto war verschlossen, und zwar überall.

Der ADAC musste her. Ich war zwar kein Mitglied und Jo auch nicht, aber glücklicherweise war es auch gar nicht sein Auto. Die Besitzerin musste ihr Einverständnis für die Öffnung erklären und ich 250€ zahlen, als eine halbe Stunde später der erste ADAC-Mensch am Ort des Geschehens eintraf. Es sollte nicht der letzte bleiben. Das Auto besaß nicht etwa nur eine Zentralverrieglung — es war eine Blockverrieglung! Eine, die keineswegs alle Türen freigab, wenn man von innen eine öffnete. Der ADAC-Monteur fing an, auf seinem Laptop die Bedienungsanleitung von VW zu lesen. Eine Stunde später gesellte sich ein Spezialist für Blockverrieglungen dazu. Die Angel, mit der sie die Fahrertür von innen hatten öffnen wollen, ragte aus dem Fahrzeug. Sie hatte sich verkeilt und kam nicht wieder heraus. Irgendwann schafften sie es zumindest, die Motorhaube zu öffnen. Dann versuchten sie das Auto elektronisch zu überlisten, indem sie simulierten, dass der Zündschlüssel steckte — doch das Auto war nicht blöd. Es wusste genau, dass kein Schlüssel steckte, und blieb Fort Knox. Selbst ein dritter ADAC-Monteur, der zur Hilfe gerufen wurde, konnte daran nichts ändern. Dafür rief die ADAC-Zentrale irgendwann bei mir an, wo eigentlich all ihre Monteure geblieben wären, es ginge niemand mehr an sein Handy?

Wenn Jo diese Geschichte erzählt, sagt er immer, ich hätte es geschafft, eine Situation, die schon schlimm gewesen ist, noch schlimmer zu machen. Ich finde ja, da ist er nicht ganz gerecht. Vielmehr habe ich eine ausweglose Lage in eine win-win Situation verwandelt: Jo hat seitdem nie wieder ein Auto irgendwo stehen lassen, wo es nicht hätte stehen bleiben können. Mich wiederum hat nach dieser Geschichte niemand mehr im Morgengrauen mit irgendwelchen Katastrophenszenarien angerufen. Nachhaltiger hätte man das Problem wirklich nicht lösen können.

🙈🙈🙈🤣 wiedermal zu schön, um es sich nur ausgedacht zu haben…wieder eine Freitags Notiz zum entspannten Wochenausklang…