
Wenn ich mit meinem Alltag auf Kriegsfuß gerate, wünsche ich mir oft eine Veränderung mit Paukenschlag. Zwölf Hundebabies adoptieren, auswandern zu den Aborigines, ein Schweigejahr mit Teezeremonie — derlei Ideen spuken mir dann durchs Hirn. In einem solchen Moment fiel mir auch dieser Artikel über die weltweit kuriosesten Jobs in die Hände. Schlangenmelker, Golfballtaucher, Münzwäscher, Schreicoach…* soll es alles wirklich geben. Bezahlt. Ein Beruf hatte es mir besonders angetan: Strandtester. Da sah ich bei mir sofort großes Potential. Mir hat dann aber die nötige Konsequenz gefehlt, mich bei der entsprechenden Kontaktadresse zu melden. Dafür übe ich den Beruf seitdem, ganz privat für mich, schonmal probeweise aus. Im Untergrund. Sozusagen als Guerilla-Strandtesterin während meiner Konzertreisen. Dabei kam schon eine ziemliche Auswahl an Stränden zum Vergleich zusammen.





Was das betrifft, kann man sich an der Copacabana in Rio de Janeiro nicht beschweren — man sieht das Meer sogar schon aus dem Auto. Trotzdem würde ich diesen Strand als den stressigsten bezeichnen. Er garantiert zwar nahtlose Bräune, da hier jede Frau einen Bikini trägt, der von Bänzeln vergleichbar mit Zahnseide zusammengehalten wird. Die Schönheitsdichte pro Quadratmeter liegt allerdings bei 99%, psychische Schäden nach einem Strandtag sind also nicht ausgeschlossen. Ganz zu schweigen davon, dass man nicht ins Meer gehen kann, denn wie es die Brasilianerinnen schaffen, ihre Bikinis im Wasser anzubehalten, bleibt ein vor Touristinnen gut gehütetes Geheimnis.

Den größten Gegensatz dazu bietet wohl der Ladies’ beach in Kish, der iranischen Insel im persischen Golf. Die Geschlechter werden dort schon auf den Parkplätzen getrennt, Hinweisschilder erinnern an das Einordnen vor verschiedenen Flughafenterminals, die Sicherheitskontrolle am Eingang ebenfalls.

Den größten Gegensatz dazu bietet wohl der Ladies’ beach in Kish, der iranischen Insel im persischen Golf. Die Geschlechter werden dort schon auf den Parkplätzen getrennt, Hinweisschilder erinnern an das Einordnen vor verschiedenen Flughafenterminals, die Sicherheitskontrolle am Eingang ebenfalls.


In einer anderen Welt dagegen landet man im italienischen Rimini. Ich würde sagen, es ist die Autobahn unter den Stränden, um nicht zu sagen, eine Autobahn mit Stau. Es empfiehlt sich, vorher das Umziehen zu perfektionieren — am besten trainiert man vor laufender Handykamera, denn vor Ort wird es keinen Quadratzentimeter Rückzug mehr geben. Sozial veranlagte Menschen bringen geruchsneutrale Snacks mit, und zur Entspannung packt man besser kein Buch, sondern schalldichte Kopfhörer ein.

Mein persönlicher Lieblingsstrand liegt trotzdem in Italien, allerdings nicht an der Adria, sondern auf La Maddalena. Es ist la Spiaggia Rosa von La Budelli, eine nur 1,6 Quadratkilometer große Insel in türkisem Wasser mit feinem, rosa Sand. Ich machte ihr gleich beim ersten Kennenlernen eine lebenslange Liebeserklärung, aber wie so oft endete es tragisch. La Spiaggia rosa ist nämlich inzwischen gesperrt. An ihrem Beispiel lässt sich wieder einmal eindrucksvoll beobachten, dass Liebe nichts mit Besitz zu tun hat. Jahrelang wollten verliebte Touristen eine Handvoll des traumhaft-magischen rosa Sands mit nach Hause nehmen. Die Leute verstehen den Gedanken der freien Liebe einfach nicht — sie wollen nicht loslassen, sondern festhalten. Als Resultat verschanzt sich jetzt der schönste Strand der Welt hinter häßlichen Absperrbändern — man kann ihn nur wie ein scheues, wildes Tier von einem Boot aus betrachten.
Ich glaube, das wäre nicht passiert, wenn ich rechtzeitig Strandtesterin geworden wäre. Ich hätte viel Ehrgeiz entwickelt, zu verbreiten, wie sehr man la Spiaggia Rosa schützen muss. Außerdem lässt sich rosa Sand doch ganz leicht selbst herstellen. Den neidischen Nachbarn zu Hause kann man dazu Bilder vom La Maddalena-Archipel zeigen, und niemand würde etwas bemerken. Was mich auf die Idee für einen neuen, ausgefallenen Job bringt: Souvenir-Faker. Das ist sicher sehr gefragt. Souvenirs von einer angeblichen Dienstreise, die man in geheimer Begleitung ganz woanders verbracht hat. Ich sehe da schon wieder großes Potential.


Wenn ich mit meinem Alltag auf Kriegsfuß gerate, wünsche ich mir oft eine Veränderung mit Paukenschlag. Zwölf Hundebabies adoptieren, auswandern zu den Aborigines, ein Schweigejahr mit Teezeremonie — derlei Ideen spuken mir dann durchs Hirn. In einem solchen Moment fiel mir auch dieser Artikel über die weltweit kuriosesten Jobs in die Hände. Schlangenmelker, Golfballtaucher, Münzwäscher, Schreicoach…* soll es alles wirklich geben. Bezahlt. Ein Beruf hatte es mir besonders angetan: Strandtester. Da sah ich bei mir sofort großes Potential. Mir hat dann aber die nötige Konsequenz gefehlt, mich bei der entsprechenden Kontaktadresse zu melden. Dafür übe ich den Beruf seitdem, ganz privat für mich, schonmal probeweise aus. Im Untergrund. Sozusagen als Guerilla-Strandtesterin während meiner Konzertreisen. Dabei kam schon eine ziemliche Auswahl an Stränden zum Vergleich zusammen.

Beginnen wir mit dem coolsten Strand — er liegt für mich eindeutig in Tel Aviv. Nicht nur wegen der coolen Israelis, sondern wegen der Klimaanlage in den Strandbars. Sie verwandelt die Räume in einen Eisschrank, besonders im Vergleich zu den schwülen achtunddreißig Grad, die im Sommer dort an der Tagesordnung sind. Vor allem aber ist Tel Aviv ein Stadtstrand und vereint somit zwei Lebensweisen — nach einem Arbeitstag in der Stadt geht man abends zum Entspannen an den Strand. Davon kann man in Deutschland nur träumen.

Womit wir bei den Nord- bzw. Ostseestränden wären. Ich würde sie der rauhen Romantik zuordnen: Wind, Regen, Abgeschiedenheit. Dort wird man jedenfalls nicht von seinen urbanen Wurzeln gestört, im Gegenteil, es gleicht eher einer Expedition, diese Strände überhaupt aufzusuchen. Beladen mit wetterfester Kleidung, Strandutensilien für den gesamten Tag, (denn zweimal will man den Weg ganz sicher nicht machen), Sportequipment und einer Kühltasche für die Snacks beißt man die Zähne zusammen, wenn sich der kilometerweite Holzsteg vor den Augen am Horizont verliert. Das Meer kann man vom Parkplatz aus noch nicht sehen.

Was das betrifft, kann man sich an der Copacabana in Rio de Janeiro nicht beschweren — man sieht das Meer sogar schon aus dem Auto. Trotzdem würde ich diesen Strand als den stressigsten bezeichnen. Er garantiert zwar nahtlose Bräune, da hier jede Frau einen Bikini trägt, der von Bänzeln vergleichbar mit Zahnseide zusammengehalten wird. Die Schönheitsdichte pro Quadratmeter liegt allerdings bei 99%, psychische Schäden nach einem Strandtag sind also nicht ausgeschlossen. Ganz zu schweigen davon, dass man nicht ins Meer gehen kann, denn wie es die Brasilianerinnen schaffen, ihre Bikinis im Wasser anzubehalten, bleibt ein vor Touristinnen gut gehütetes Geheimnis.

Den größten Gegensatz dazu bietet wohl der Ladies’ beach in Kish, der iranischen Insel im persischen Golf. Die Geschlechter werden dort schon auf den Parkplätzen getrennt, Hinweisschilder erinnern an das Einordnen vor verschiedenen Flughafenterminals, die Sicherheitskontrolle am Eingang ebenfalls. Es herrscht nicht nur Männer-, sondern auch Handyverbot. Niemand darf eine Frau im Bikini fotografieren, Nacktheit ist streng verboten, zu weit rausschwimmen ebenfalls. Die ganzen Verbotsschilder schlagen schon ein wenig aufs Gemüt. Trotzdem habe ich in Kish ein paar durchaus entspannte Stunden erlebt — es ist jedenfalls der einzige Strand, den ich kenne, wo man einen gesamten Tag lang nicht den Bauch einzieht.

In einer anderen Welt dagegen landet man im italienischen Rimini. Ich würde sagen, es ist die Autobahn unter den Stränden, um nicht zu sagen, eine Autobahn mit Stau. Es empfiehlt sich, vorher das Umziehen zu perfektionieren — am besten trainiert man vor laufender Handykamera, denn vor Ort wird es keinen Quadratzentimeter Rückzug mehr geben. Sozial veranlagte Menschen bringen geruchsneutrale Snacks mit, und zur Entspannung packt man besser kein Buch, sondern schalldichte Kopfhörer ein.

Mein persönlicher Lieblingsstrand liegt trotzdem in Italien, allerdings nicht an der Adria, sondern auf La Maddalena. Es ist la Spiaggia Rosa von La Budelli, eine nur 1,6 Quadratkilometer große Insel in türkisem Wasser mit feinem, rosa Sand. Ich machte ihr gleich beim ersten Kennenlernen eine lebenslange Liebeserklärung, aber wie so oft endete es tragisch. La Spiaggia rosa ist nämlich inzwischen gesperrt. An ihrem Beispiel lässt sich wieder einmal eindrucksvoll beobachten, dass Liebe nichts mit Besitz zu tun hat. Jahrelang wollten verliebte Touristen eine Handvoll des traumhaft-magischen rosa Sands mit nach Hause nehmen. Die Leute verstehen den Gedanken der freien Liebe einfach nicht — sie wollen nicht loslassen, sondern festhalten. Als Resultat verschanzt sich jetzt der schönste Strand der Welt hinter häßlichen Absperrbändern — man kann ihn nur wie ein scheues, wildes Tier von einem Boot aus betrachten.

Ich glaube, das wäre nicht passiert, wenn ich rechtzeitig Strandtesterin geworden wäre. Ich hätte viel Ehrgeiz entwickelt, zu verbreiten, wie sehr man la Spiaggia Rosa schützen muss. Außerdem lässt sich rosa Sand doch ganz leicht selbst herstellen. Den neidischen Nachbarn zu Hause kann man dazu Bilder vom La Maddalena-Archipel zeigen, und niemand würde etwas bemerken. Was mich auf die Idee für einen neuen, ausgefallenen Job bringt: Souvenir-Faker. Das ist sicher sehr gefragt. Souvenirs von einer angeblichen Dienstreise, die man in geheimer Begleitung ganz woanders verbracht hat. Ich sehe da schon wieder großes Potential.

Ein Schweigejahr???
… ich gebe zu ich habe es noch nicht ausprobiert :-))